Kastrierte Berichterstattung

via Lübecker Nachrichten. –

Mit Messer, Fäusten und Tritten: Brutaler Überfall auf 21-Jährigen –

Ein 21 Jahre alter Mann ist erst von einem 16-jährigen von hinten brutal angegriffen und mit mehreren Messerstichen verletzt worden. Anschließend wurde das stark blutende Opfer von einer etwa zehnköpfigen Gruppe Jugendlicher niedergeschlagen und -getreten, so die Polizei.

Schlimm genug, dass so etwas überhaupt passiert. Was mich jedoch viel mehr zum Nachdenken gebracht hat, ist die Informationspolitik der LN. Auf die Anregung eines Lesers, dass eine Täterbeschreibung sicher bei der Aufklärung helfen würde, kam folgendes Statement vom Moderator der Lübecker Nachrichten:

Die Täterbeschreibung wird von der „Lügenpresse“ nicht verheimlicht. Aus unserer Sicht impliziert die Beschreibung „südländisches Aussehen“, dass es sich um einen Ausländer handeln könnte, was natürlich gar nicht der Fall sein muss. Die Beschreibung ist auch viel zu vage und kann dazu führen, dass eine Minderheit noch stärker diskriminiert wird.

Wobei das Wort „Lügenpresse“ in den vorherigen Kommentaren überhaupt nicht auftaucht. Keine Ahnung, was da wieder hinein hinein interpretiert wird.

Toll, wie sich der Moderator Sorgen darum macht, was sein Geschriebenes beim Leser impliziert. Wenn es doch immer so wäre, gäbe es doch noch mehr Redakteure die sich solche Gedanken machen. Aber ist es nicht genau das, was die Presse jeden Tag mit uns macht. Die Zeiten objektiver Berichterstattung sind doch schon lange vorbei. Die Presse gibt die politische Richtung vor, filtert Informationen und stellt Sachverhalte wohl vorbereitet ihren Lesern zur Schau.

Haben die LN Angst, in die Ausländerfeindliche Ecke gestellt zu werden, wenn sie alle Anhaltspunkte nennen, die zur Ergreifung des Täters führen? Ist es nicht sogar ihre Pflicht, so viel wie möglich Informationen publik zu machen? Was wäre, wenn der Täter nur einen Arm gehabt hätte, oder nur ein Bein? Wäre diese Information auch zurück behalten worden, um eine Minderheit nicht der Diskriminierung auszusetzen?

Die Pressestelle der Polizei ist mit den Informationen nicht ganz so zurückhaltend. Hier wird die ganze Geschichte dann doch mit ein paar mehr Details bekannt gemacht und das Kind auch beim Namen genannt. Es wird nämlich nicht von „südländischem Aussehen“ gesprochen, sondern der Täter wird ganz klar als Südländer identifiziert.
Nur warum die LN diese Information unbedingt zurück gehalten hat, dass leuchtet mir nicht ein. Der Argumentation des Moderators kann ich auf jeden Fall nicht so ganz folgen.


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